Mittwoch, 15. März 2023, 16.00 Uhr, Stadtbibliothek
PD Dr. Michael Jaeger, Berlin
"Wir wollen alle Tage sparen und brauchen alle Tage mehr" ("Faust")
Feuermaschinen: Goethe und Marx
Bei einem Besuch des Bergwerks von Tarnowitz skizziert Goethe im Herbst 1790 in seinem Notizbuch eine „Feuermaschine“, eine jener Dampfmaschinen also, die, von England herkommend, erstmals auf dem europäischen Kontinent dem Produktionsprozess ganz neue Energien zuführen.
Über vierzig Jahre später, wenige Wochen vor seinem Tod, notiert Goethe dann im Februar 1832 in seine Tagebuch: „Die Eisenbahn von Liverpool nach Manchester, ein interessantes Heft, durchzugehen angefangen.“ Zwischen den beiden
Notaten Goethes gewinnt jene Entwicklung ihr epochemachendes Potential, die später Karl Marx und Friedrich Engels in den berühmten Worten des Kommunistischen Manifests resümieren: „Da revolutionierte der Dampf und die Maschinerie
die industrielle Produktion.“
Der Vortrag gilt Goethes kritischer Wahrnehmung des beginnenden Maschinenzeitalters und – mit einem vergleichenden Blick auf Marx – Goethes Analyse der gesellschaftlichen Folgen der industriellen Revolution.
Michael Jaeger ist Privatdozent für Deutsche Philologie an der Freien Universität Berlin und als Gastprofessor an deutschen und internationalen Universitäten tätig. Die moderne Ideengeschichte sowie das Thema „Goethe und die Moderne“
stehen im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit. Er hat zahlreiche Goethe- und Fauststudien verfasst, darunter die beiden großen Monographien Fausts Kolonie (2004) und Wanderers Verstummen (2014) sowie die beiden Essays Global Player Faust (2008) und Salto Mortale.
Goethes Flucht nach Italien (2018). Zuletzt erschien der Band Goethes „Faust“. Das Drama der Moderne (2021).
Mittwoch, 22. Februar 2023, 16.00 Uhr, Stadtbibliothek
Dr. Francesca Müller-Fabbri, Weimar
Mut zum Chaos: Ottilie von Goethe
„Alle Strahlen meines Verstandes gehen von meinem Herzen aus.“
Ottilie von Goethe (1796-1872) – oft nur als "Goethes Schwiegertochter wahrgenommen" – war
eine geistvolle und weltoffene Frau, die immer wieder die konventionellen Grenzen ihrer Zeit
überschritt. Eine zielgerechte Recherche in ihrem Nachlass im Goethe- und Schiller-Archiv hat ihr
bislang kaum intellektuelles Lebenswerk ans Licht gebracht: ihre facettenreiche Dichtungen, ihre
Tätigkeiten als Übersetzerin und Redakteurin des von ihr gegründeten Journals „Chaos“, und
besonders ihre Vermittlerfunktion innerhalb eines englisch-deutschen Kulturtransfers sowie ihre
Unterstützung einer neuen Generation von Autoren in Weimar, Leipzig und Wien. Beachtlich waren
zu ihrer Zeit auch ihre Privatbibliothek und ihre Kunstsammlung. Deren Rekonstruktion durch
neue Funde im dem Goethe- und Schiller-Archiv ist jetzt möglich.
Dr. Francesca Müller-Fabbri studierte Romanistik sowie Kunstgeschichte in Genua und
promovierte über barocke Skulptur. Sie befasste sich auch mit den Kunstschriften Adele
Schopenhauers. Sie lebt und arbeitet in Weimar, unter anderem freiberuflich für die Klassik-Stiftung
Weimar und die Friedrich-Schiller-Universität in Jena.
Mittwoch, 18. Januar 2023, 16:00, Stadtbibliothek
Änderung:
( Vortrag von Jörg Reichl entfällt )
Jahresversammlung der Goethe-Gesellschaft Rudolstadt e.V.
Dr. Christoph Michels: Die Goethe-Gesellschaft in Böhmen (Videopräsentation)